Ich bin keine Hausfrau. Und ich bin keine Karrierefrau. Ich sitze mit zwei Kindern und meiner Freiberuflichkeit irgendwie zwischen allen Stühlen, habe mich dort aber ganz gut eingerichtet. Ich kann einige Stunden am Tag einer mittelmäßig anspruchsvollen Erwerbsarbeit nachgehen, die mir Spaß macht und mir das gute Gefühl gibt, nicht nur irgend so eine Hausfrau zu sein, die ihr Leben damit vertut, sich um Mann und Kinder zu kümmern, den Haushalt zu schmeißen und die, wenn noch Zeit übrig ist, liebevoll noch ein paar Dekoartikel zusammenzuschustert, auf’s ordentliche Regal räumt und das Ganze „ein zu Hause bereiten“ nennt.
Mal ehrlich - wer von uns modernen Frauen guckt da nicht ein
bisschen schräg von oben runter, wenn eine von sich sagt, sie mache das gerne,
habe auch sonst beruflich keine Ambitionen und sehe ihren Lebensschwerpunkt
darin, es sich selbst und ihrer Familie möglichst schön zu machen. Mit dem Geld
ihres Mannes.
WAS??? Echt jetzt? Ich weiß nicht wie es euch geht, aber mich beschleicht da gleich so ein leicht mitleidiges Gefühl, weil ich insgeheim denke, da
verkauft sich eine unter Wert, vergeudet ihr Potenzial, macht sich zum würdelosen
und jederzeit ersetzbaren Dienstpersonal der restlichen Familie. Denn - so meine diffuse Annahme - wer das
freiwillig macht, der hat entweder nichts gelernt, was eine erfüllendere Alternative dazu darstellt
oder ist einfach zu faul, um sich dem harten Berufsleben zu stellen.
Krasse Unterstellung, oder?
Entweder zu doof oder zu faul.
Hausfrauen halt. Unzeitgemäße Auslaufmodelle. CSU-Wählerinnen.
Oder B-Ware.
Ich kann nichts dagegen machen, das ist einfach so auf
meiner Festplatte. Wer das da einprogrammiert hat, lasse ich jetzt mal offen. Mein
Programm zur Weltwahrnehmung sagt mir jedenfalls, dass Hausfrauen dämlich sind.
Und deswegen ist es mir persönlich auch unglaublich wichtig, eben keine faule, doofe
Hausfrau zu sein, die morgens mal eben die Kinder fertig macht, und sich den
Rest des Tages mit so total dämlichen Sachen wie sauberer Wäsche, aufgeräumten
Zimmern, vollem Kühlschrank und angenehmem Ambiente befasst. Und später dann den
Knaller der Sinnlosigkeit abfeuert: Sich am Nachmittag noch um die nicht vollkommen
hirnlose Beschäftigung der Kinder kümmert. Sie also zum Basteln, zum Schwimmen
oder zu Freunden bringt, Hausaufgaben kontrolliert, Salzteig oder andere gebastelte
Weihnachtsgeschenke für die Oma macht, kindische Streitereien schlichtet,
Abendessen macht und vor dem Schlafengehen der Brut noch zeitgemäße Hygienestandards
durchsetzt. Wie gesagt: Doof, faul und das Leben mit Trivialitäten verschwendend.
Stopp! Was sage ich da eigentlich?
Ich will jetzt mal sagen, was Sache ist: Eigentlich bin ich
nämlich diejenige, die total doof ist, diesen Spagat tatsächlich jeden Tag zu
machen. Denn dabei bleiben irgendwie alle Sachen dilettantisch und obenhin.
Fragt mal meine Schwiegermutter, was die von „meinem“ „Haushalt“ hält. Und
meine Texte könnten auch besser sein, wenn ich nicht dauernd übermüdet wäre, mir
noch eine endlose Agenda von Schule und Kindergarten im Kopf umherschwirrte,
soziale Pflichten zu erfüllen und zu guter Letzt noch die drei Tonnen Erde aus
unserem Auto zu entfernen wären, um die Höchstbeladung nicht schon im Leerzustand
zu erreichen.
Hier die Kernbotschaft. Hausfrauen sind gar nicht doof. Auch
nicht faul. Die haben - wenn es gut läuft - nämlich auch einen echt harten 40-
bis 50-Stunden-Job, der lohntechnisch vom flächendeckenden Mindestlohn noch
meilenweit entfernt ist. Das ist doof. Interessiert nur keinen. Und damit jetzt
mal ein für alle Mal klar wird, was die so alles machen - rund um die Uhr willige
Klagemauer für die ewigen Meckereien der Kinder sein mal nicht mitgerechnet - hier
eine kurze Job Description. Ihr könnt sie gerne ergänzen:
- schmutzige Wäsche aus allen Zimmern sammeln, im Wäschekorb zwischenlagern, sortieren, in den Keller tragen, dort die schlimmsten Flecken vorbehandeln, waschen, anschließend aufhängen, im trockenen Zustand optional bügeln, zusammenfalten, wegsortieren und wenn man gerade sowieso in den einzelnen Zimmern vorbeikommt, die neue Wäsche direkt wieder einsammeln und in den Wäschekorb legen.
- Klos putzen
- Waschbecken putzen
- Badewannen, Duschtassen, Spülbecken putzen
- aufräumen
- Fenster putzen lassen
- Staub wischen
- Treppen fegen
- Böden wischen
- aufräumen
- Teppiche saugen
- idealerweise vor dem Saugen: 3 Millionen Kleinteile wieder zurück in Perlenkisten, Playmobil-Schiffe, Polly-Pocket-Häuschen, Autokisten, Kaufmannsläden, Bücherregale, Bastelschubladen, Dino-Kisten, Murmelsäcke, Pfeifenschränke, Toilettenschränke räumen.
- danach eine Stunde vergeblich versuchen, wieder eine aufrechte Haltung anzunehmen
- aufräumen
- Korrespondenz mit Versorgern, Banken, Versicherungen, Vermietern, Handwerkern, Schulen, Kindergärten, Ärzten Musikschulen, Schwimm- und Sportvereinen, Bastelgruppen sowie sehr vereinzelt auch privaten Bezugspersonen führen, dokumentieren und sinnvoll abheften.
- wenn man einen Garten hat: Rasen mähen, Laub
rechen, Unkraut jäten, Blumen gießen, Maulwürfe
ersäufenverjagen - aufräumen
- Kinder wecken, anziehen, befrühstücken, Pausenbrote und Getränke zurecht machen, ganz wichtig: die dann auch einpacken, zur Schule/in den Kindergarten bringen, dort Sachen einsammeln. Nachmittags abholen, bespaßen und abends wieder füttern, sauber machen und zur Ruhe bringen. Zwischendurch bemeckert werden, Sachen suchen, Sachen reparieren, Sachen vor Zerstörung schützen, zum 500.Mal „Räuber Hotzenplotz“ hören
- Betten frisch beziehen
- Bettwäsche in den Keller bringen, dort waschen, trocknen, zusammenfalten und wieder in die Schränke sortieren
- bei Magen-Darm die Schüssel halten
- bei Geburtstagseinladungen die Geschenke besorgen.
- Geschirr spülen UND wieder wegräumen
- aufräumen
- kochen, backen
- aufräumen
- einkaufen
- Geschichten vorlesen
- Buden bauen
- mit Autos, Dinos, Puppen spielen
- aufräumen
- malen, schnippeln, kleben, kneten
- Müll rausbringen