Sonntag, 28. Juli 2013

Essenzielle Hard Skills für Friseure

Was ist eigentlich die wesentliche Voraussetzung, um Friseur zu werden? Also DIE Fähigkeit, ohne die man im Salon gar nicht erst anzutreten braucht. Das, was so ganz oben in der Bewerbung stehen muss, um eine Lehrstelle zu bekommen? Ich habe mich das echt schon öfter gefragt. Jetzt mal ganz abgesehen davon, dass man Idealist sein muss und überhaupt nicht bezahlt werden will, stattdessen gerne den direkten Weg zur Aufstockungsabteilung des Job-Centers einschlägt. Schnöder Mammon - pah! Was ist das schon gegen die enorme Verantwortung für das Seelenheil und das Ego der Kunden. Da braucht man doch Kompetenz und Empathie! Wer schonmal mit 'ner verhunzten Frise heimgehen musste, weiß jetzt was ich meine.

Bisher war meine Vermutung, dass man vor allem grenzenlose Leidensfähigkeit und die Fähigkeit, maximalen Stumpfsinn (politisch korrekt: stoische Lebenshaltung) auszuhalten, mitbringen muss. Leidensfähigkeit, weil man den ganzen Tag steht und auch bei brütender Hitze fönt. Außerdem darf man vor nix fies sein. Schließlich muss man fremden Leuten ständig in die Haaren packen und sich währenddessen mit denen unterhalten. Also mit den Leuten.

Stumpfsinn ertragen können: Man muss sich mal vor Augen führen WIE langweilig die meisten Verrichtungen sind. Zum Beispiel fisseliges Haar von der Spitze bis zum Ansatz auf zig Wickler wickeln. Bei Rothaarigen sind das 75.000 Haare, bei Blonden doppelt so viele. Brünette hängen irgendwo dazwischen. Oder Haare Fönen. Oder Haare strähnenweise mit Farbe bestreichen und sie dabei in kleine Alupäckchen wickeln - obwohl zumindest das im Ergebnis einen gewissen visuellen Unterhaltungswert hat.

Genauso wie die armen Dauerwellmenschen, die, um gleich wie ein Pudel auszusehen, sich diese Wicklerkappe verpassen lassen. Und um die Demütigung zu vollenden, wird die Haut rings um den Haaransatz einmal daumendick mit Niveacreme beschmiert und dann eine Wattewurst darauf gebappt, die dabei hinter die Ohren gepresst wird, sodass die abstehen wie bei Alfred E. Neumann.

Zurück zum Anfang. Friseure/Friseurinnen haben uns in der Hand. Unsere Haare und unsere Selbstachtung. Was muss ein Mensch also an Anlagen mitbringen, der diesen Beruf ergreifen will? Sadismus? Vielleicht. Aber da sprechen die genannten Skills "Leidensfähigkeit", "stoische Lebenshaltung" und Ekelresistenz gegen. Es muss etwas anderes sein.

Warte mal.... Ich guck' gerade mal in den Spiegel.

JAAAA! NA KLAR - JETZT HABE ICH'S!!!

Die Figaro-Adepten müssen eine ganz bestimmte Art der Wahrnehmungsstörung haben. Also so eine grundlegende Dysfunktion der optischen Reizverarbeitung im Gehirn. Die müssen irgendwie verkürzte Nerven in der Sehbahn haben. Das hat weiter keinen Krankheitswert, sondern äußert sich schlicht darin, dass die einfach Schwierigkeiten haben, Dimensionen korrekt zu verarbeiten. Ich meine Tiefe. Also Längen. Deshlb schneiden die einfach immer zuviel ab. TROTZ BILDERN ALS VORLAGEN. Mensch! Und ich dachte immer, das sei reine Wurstigkeit oder Bosheit, dass man grundsätzlich mit 'nem Bob nach Hause geht, wenn man eigentlich nur Spitzen schneiden wollte.

Liebe Friseure und Friseurinnen! Ich habe euch so Unrecht getan. Das weiß ich jetzt und es tut mir Leid. Auch wenn ich dafür jetzt mit 'nem Idiotenpony rumlaufen muss, statt bei Bedarf lasziv ein paar Fransen über den Augen wegpusten zu können.

Ihr könnt einfach nicht anders. Es liegt an der Hardware. Das ist schade. Für euch. Aber besonders für uns.

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