Sonntag, 18. August 2013

Countdown: Acht

Abschiedsparty gefeiert, Hände geschüttelt - viele davon - und auch der letze Rest vom Fest ausgekehrt. Jetzt könnte es eigentlich losgehen. Alles eingestielt, von allen verabschiedet, mit allem irgendwie durch und jetzt: LOS! Denkste. Erst in acht Tagen. Bis dahin: Luft anhalten.

Es ist zum verrückt werden. Acht Tage vor dem Abflug tut hier alles so, als würde sich nie etwas ändern. Eingerastet auf der Murmeltierspur. Herr Zumbrechenflexibel verlässt wie immer sonntags um 16.48 Uhr das Haus, ein Disney-Film geht auf Sendung, später das übliche Abendprogramm. Mit einem vollkommen ausgeruhten Kind Nr.2. Feierabend erst gegen 22 Uhr. Noch fünf Abende in Eigenregie, dann ist's geschafft.

Ich werde das Gefühl nicht los, als hätte ich etwas Elementares vergessen. Einfach übersehen. Ich habe ständig das Gefühl, von hinten beobachtet zu werden. Von meinem eigenen Unterbewusstsein. Was? Paranoid? Nein. Auf gar keinen Fall! Das Unterbewusstsein sendet laufend SOS, weil ihm offenbar alleine die existenziell wichtigen Fakten bekannt sind.

Im Traum spielen sich deswegen Szenen wie die folgende ab: Das Haus ist leer, alle Kisten gepackt verladen und durch die Republik gekarrt. Dort treffen wir die Spediteure am Straßenrand, Warnblinke aktiviert und uns zu sich heranwinkend. Sie halten die Auftragspapiere in den Händen und suchen etwas. "Haloo, gut, dass Sie da sind." Ich: "Ja. Was gibt's denn?" "Naja. Nur 'ne Kleinigkeit. Hier in den Papieren steht gar nicht drin, wo wir ausladen sollen. Wo genau soll's denn hingehen?" "Wie jetzt?" Die Stimme bewegt sich mit der ganzen Szenerie irgendwo an den Horizont der Wahrnehmung. Dazu tunnelt's. Die Knie werden weich, denn langsam aber sicher sickert die Erkenntnis durch, dass wir keine Adresse angegeben haben, weil es keine gibt. Wir haben vergessen, dass wir irgendwo wohnen müssen. Verdammt. Wie konnte das nur passieren?! Oder beim Blick in den Fond stellen wir fest, dass die Kinder noch in Berlin sind. "Ah! DESWEGEN war die Fahrt also so ruhig..."

Die möglichen Szenarien sind so vielfältig wie bedrohlich. Aber sooft ich die Listen auch durchgehe, es ist nichts zu finden, was auch nur entfernt diesen Durchschlag hätte.

Nochmal: Kinder in Stadt B untergebracht, Haus gesichert, Mobilität und Kommunikationseinrichtung installiert, Eigenheim veräußert, Spedition gebrieft UND beauftragt. Für Entrümpelung gesorgt. Letzten Friseurtermin gemacht. Fehlt da nicht noch was? Also was von Bedeutung?

Nee.

An Pupskram diese Woche noch zu erledigen:
  • Müllabfuhr abbestellen
  • Wasser, Strom und Gas kündigen 
  • Gebäudeversicherung kündigen
  • Nachsendeauftrag stellen
  • Sprachlerntagebuch von Kind Nr.2 aus der Kita mitnehmen
  • erste Schulaufgabe zu Schule B schicken
  • individuell gefertigte Schultüte bestellen
  • Hausübergabe eintüten
  • einatmen
  • ausatmen
  • Koffer packen
  • tanken
  • Schlüssel hinterlegen
FERTIG.

Ganz einfach.

Oder???

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen