Freitag, 23. August 2013

Countdown: DREI

"Die Illusion von Zeit und Raum" - eine künstlerische
Etüde zur pastosen Maltechnik aus Klasse 12. Das
kommt raus, wenn man alle drei Jahre seine Garage
entrümpelt.Mal gucken, was nächstes Mal erscheint.
Langsam sind wir wirklich raus. Heute der allerletzte Gang in die Kita, Kind Nr.2 abholen, zu Freunden, Kind Nr.1 abholen und auf dem Heimweg den treuen Nachbarn für Montag noch auf ein Tschüss-Bier eingeladen. Wobei mir einfällt, dass wir dann gar keine Möbel mehr haben werden, auf denen wir das zu uns nehmen können. 

Ok. Stehparty. Man muss halt auch mal ein bisschen improvisieren bei gesellschaftlichen Anlässen. Streng nach Protokoll ist eh nur für Royals. Die leeren Flaschen werden später im Garten vergraben. Wenn überhaupt. Man wird so wahn-sin-nig entspannt, wenn man aus der Eigentümernummer 'raus ist. Toll. 

Was mich allerdings nicht davon abgehalten hat, heute stundenlang mit dem Fön über doppelseitigem Klebeband zu hocken, um unseren zu Tode gespielten, braunen Nadelfilzteppich zu lösen. RÜCKSTANDSFREI! Total irre. Fortschritt: 0,5 m/h. Körperliche Folgen: wunde Fingerkuppen und schmerzende Knie. Defekter Fön. Naja - nicht ganz. Nach 20 Minuten Heizpause ging er dann wieder. Die Lektion aus der Sache: Nie wieder doppelseitiges Klebeband, wenn man die Absicht hat, es irgendwann wieder zu entfernen. Oder man zieht aus und hinterlässt keine Nachsendeadresse. Da fällt mir ein - das haben unsere Vorbezitzer so gemacht. Bei der Post, die kam, ist klar, warum.

Wir lösen uns also jetzt von Berlin, um uns vorübergehend - sagen wir mal aus dem Bauch heraus: für drei Jahre - im Rheinland niederzulassen. Was interessant ist: je näher der Abschied kam, desto intensiver wurden die sozialen Aktivitäten. Man könnte sagen geradezu manisch. Hätten wir das im ganzen letzten Jahr so gemacht, wären wir aus dem Feiern nicht mehr raus gekommen. Und wahrscheinlich nach wenigen Wochen am Stock gegangen. Oder an Vitaminmangel gestorben, bei dem ganzen Kaffe- und Kuchengedöhns. Vielleicht auch eine Mischung von beidem. Jedenfalls ist die Zeit der Treffen jetzt vorbei. Ich bin ehrlich gespannt, wen wir tatsächlich nochmal wiedersehen werden. Meine Absicht, zumindest schriftlich Kontakt zu halten, ist aufrichtig und ehrlich. Ich bin gespannt, was sich einhalten lässt. 

Die persönlichen Abschiede sind dieser Tage die größte Bürde. Die Logistik Nebensache. Darum beneide ich die richtigen Nomaden aufrichtig: Sie haben ihre Lieben immer mit in der Karawane. Es ändern sich dann zwar Kulisse, die Jagd- und Weidegründe, vielleicht auch das Wetter, aber die emotionalen Bezugspunkte bleiben konstant. Klingt gut. Wenn ich mir vorstelle, ab nächster Woche wieder die "Hallo-ich-bin-also-die-Neue-sollen-wir-Freunde-sein-Nummer" durchzuziehen, wird es mir ganz schlecht und ich erwäge ein Eremintendasein. Ganz für mich. Im tiefen Wald. Zwischen Düsseldorf und Köln. Vielleicht errichte ich auch so'n Biwak am Rhein. Ach nee - da sind ja noch die Kinder. Mist.

Naja. Wie geht's weiter? Morgen kommt noch die ganz persönliche Tschüss-Runde durch Tegel. Und dann war es das. ENDGÜLTIG. Übermorgen werden Kind 1 und 2 gemeinsam zu den Großeltern geschafft. Krass. Bis jetzt fühlt sich noch alles an, wie ein ganz normales Wochenende. Ich bin gespannt, ab wann genau es sich tatsächlich real anfühlt, wegzugehen. Wenn die Kinder weg sind? Wenn die Packer kommen? Wenn wir im Auto nach Westen sitzen? Im Stau vor Dortmund? Im neuen Haus? Nächstes Jahr?

Schätze, wenn der Kram in Kisten verschwindet. Wenn es doch erst soweit wäre.

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