Donnerstag, 4. Juli 2013

Die siebente Hölle des DirtDevil

Ich hab's ja nicht so mit Exorzismus - also den Teufel mit obskuren Ritualen zur Hölle schicken und so - und schon gar nicht am unbelebten Objekt. ABER heute habe ich dem Gehörnten mal so richtig 'ne Schelle verpasst. War gar nicht mit Absicht, dafür aber mit Nachdruck. Der hat vielleicht geguckt. Naja. Nicht so richtig. Also nicht so richtig echt, der Teufel. Hat nicht nach Schwefel gestunken, keinen Bocksfuß gehabt und Hörner auch nicht. Aber infernalisch rot ist er gewesen und einen richtig gefährlichen Namen hat er gehabt: DirtDevil. Boah! Das klingt höllisch. Echt! Fast so wie Uli der Fehlerteufel. Und heute hat er seinen Meister gefunden. Also der DirtDevil. In UNSEREM Auto. HA! Friss Dreck, Teufel! Und zwar meinen HAHA! Und erstick' dran! Ohne Witz: Da ist der gefährliche, knallrote DirtDevil mit infernalisch-dynamischem Saugraohr an unserem Dreck vor die Hunde gegangen. Und zwar nach wenig mehr als einer Stunde Arbeit. Drecksarbeit.

Über Rituale, die die Zeit gliedern, habe ich mich  ja schon ausgelassen. Heute war nämmlich mal wieder so ein Tag, der mir gezeigt hat, wie schnell die Zeit vergeht und WIE schmutzig so'ne Karre sein kann. Dass sich da überhaupt noch jemand reingesetzt hat, ohne SOFORT das Gesundheitsamt zu rufen. Echt krass. In unserem Auto hätte das Mantra der fünfjährigen Ordnungsfetischistin jedenfalls nicht "Warum ist das denn hier so unordentlich? Wie kommen denn die ganzen Sachen hier rein? Warum liegen die denn hier rum?" gelautet, sondern sie hätte sofort ihre kleine Klappe gehalten, hermetisch verschlossen sozusagen, aus Angst, sich mit so richtig fiesen Krankheiten zu infizieren. Dreck hat auch Vorteile.

Trotz aller Vorteile habe mir heute beherzt den Staubsauger gegriffen und losgesaugt. Der Fußraum auf der Fahrerseite war kaum fertig, da saugte sich das nackte Rohr senkrecht an der Mittelkonsole fest und blieb da stecken. Mitten in der dunklen Vertiefung des Getränkehalters. Der Boden dieses Höllenpfuhls schluckt Licht vollständig (Bestimmt!) sodass keiner erkennen kann, was genau das Rohr unten festhielt. Ich bin mir aber ganz sicher, ein tiefes Knurren gehört zu haben.

Bei diesem Geräusch stieg eine vage Erinnerung in mir auf - der unergründlich tiefe Limonadensee in der Mittelkonsole! Er entstand spontan in allen vier Segmenten gleichzeitig (Getränkehalter 1, Stiftablage, rechteckiges Fach ohne Funktion und Getränkehalter 2) auf einer der vielen halsbrecherischen Touren in den Kindergarten. Es blieb in der Konsole, was nicht in den Kurven verschwappte. Weil Zeit zum Putzen im Allgemeinen ein kostbares Gut ist und im Besonderen die Zeitressourcen zum Autoputzen vollkommen erschöpft sind, musste der Limonadensee über einen sehr, sehr, sehr, SEHR langen Zeitraum austrocknen. Er bildete zunächst ein homogen klebriges Sediment, in das sich nacheinander verschiedene Schwebstoffe aus der Raumluft und später auch sehr viele Krümel, alle der Schwerkraft folgend, als klar voneinander abgrenzbare Schichten einlagerten. Kernbohrungen würden lange vergangene Epochen wieder lebendig werden lassen. Weit unter den Krümeln des Hefezopfes lagen die zugehörigen Hagelzuckerkörner, irgendwo dazwischen angelöste Liebesperlen, den letzten Zeugen des Flugkuchens, gräulicher Gries ganz zu unterst und als Deckschicht die jüngsten Brötchenkrümel - erst wenige Tage alt.

Das hat ihn geschafft, den roten Schmutzvertilger. Genauer gesagt, seine Sicherung. Durchgeschmort. Von so'nem Bisschen Dreck. Weichei! Wenn es demnächst mal wieder so richtig dick kommt, verlasse ich mich lieber auf Uli und die Buchstabensuppe.

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