2010 pendelten 141.500 Berliner beruflich über die Stadtgrenzen hinweg. Das waren 13,8 Prozent aller Erwerbstätigen. 40 Prozent aller Pendler waren Frauen. Etwa die Hälfte der Streuner zog es nach Brandenburg. 42,4 Prozent reisten in die alten Bundesländer. Und 12,2 Prozent aller Berliner Auspendler fuhren nach Nordrheinwestfalen, um dort zu arbeiten. Das sind 17.273 Menschen. 28 Prozent der Auspendler aus Berlin hatten im Jahr 2010 Arbeitswege, die fünf Stunden und länger dauern. Konkret:
40.000 Berliner pendelten nach Frankfurt am Main, München, Düsseldorf, Köln, Bonn, Stuttgart und weiteren Zielen, die nur mit einer Fahrzeit von 300 Minuten und mehr erreicht werden können. Hierbei handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Wochenendpendler.
Messerscharf beobachtet.
Nach einer Untersuchung von Haas/Hamann (2008) ist Pendeln ein zunehmender Trend vor allem bei Hochqualifizierten. […] Bei den Berliner Auspendlern weisen jedoch vor allem Beschäftigte mit (Fach)Hochschulabschluss in technischen Bereichen überdurchschnittliche Auspendlerquoten auf. Dies deutet neben möglichen Wohnortpräferenzen auch auf mangelnde Beschäftigungsmöglichkeiten der hauptstädtischen Wirtschaft insbesondere im Bereich wissensintensiver unternehmensnaher Dienstleistungen hin (Bogai/Wiethölter 2009).
Im Klartext: Der Berliner an sich ist eher kreativ und unwissend. Wer da nicht reinpasst, muss eben pendeln. Techniker und Pedanten bitte nach Schwaben. Oder wo die sonst gebraucht werden.
Darüber hinaus ist im Fall der technischen Berufe und für die Beschäftigten mit Hochschulabschluss zu berücksichtigen, dass die berufliche Spezialisierung mit zunehmender Qualifikation meist ebenfalls steigt. Bei hochqualifizierten Beschäftigten ist beim Arbeitsplatzverlust die Wahrscheinlichkeit daher höher, keine adäquate Neuanstellung in Wohnortnähe zu finden.
Konkret heißt das: Wer also so doof war, bloß wegen der Arbeit nach Berlin zu ziehen, darf nicht heulen, wenn er beim Jobwechsel auch gleich das Lebensumfeld ändern muss. Oder eben zu pendeln.
Im Gegensatz zu Beschäftigten ohne Berufsabschluss müssen (hoch)qualifizierte Arbeitskräfte, die in der Regel über sehr spezielle Kenntnisse verfügen, ihren Suchradius ausweiten, um einen passenden Arbeitgeber zu finden, der sie ntsprechend ihrer Humankapitalausstattung entlohnt (Haas/Mertens 2006)
Oder: Wer was kann und dafür entsprechend bezahlt werden will, sollte besser im Rheinland, in München oder Schwaben arbeiten. In Berlin gibt es zwar Hipster-Punkte und das Badeschiff, aber keine Kohle.
Da liegen wir ja voll im Trend.
Na dann! Auf nach Westen.
*Pendlerbericht Berlin-Brandenburg 2010, Pendlerdistanzen und soziodemografische Strukturen. (IAB-Regional. Berichte und Analysen aus dem Regionalen Forschungsnetz. IAB Berlin-Brandenburg, 02/2012)
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