Samstag, 20. Juli 2013

Weg und frei!

Wieder frei. Auf nach Westen. YAY!
So. Erledigt! Der letzte Schritt und mit Blick auf Masse und Bedeutung auch der schwerste, ist gegangen: Das Haus ist jetzt auf dem Weg, jemand anderem zu gehören. Wir sind raus. Endgültig. YAY! 

Die die immer und überall lauernde Gefahr des "zufälligen Untergangs" geht am ersten Oktober auf die neuen Eigentümer über. Dann sind die in der Pflicht und verpfänden ihren ***** für ein halbes Leben (denn die andere Hälfte ist ja schon rum) an die Bank. Damit sind wir wieder frei, zu gehen, wohin es uns passt und brauchen keinem Institut darüber Rechenschaft abzulegen. Das gefällt mir. Sehr.

Denn die ganze Eigentümerei ist so ernst. Zu ernst. Echt. Als wäre die Sache an sich nicht schon beeindruckend genug, wird sie durch die notarielle Beurkundung auch noch sowas von aufgeladen. Das ist so gruselig! Alle tun etwas, das so kompliziert ist, dass keiner außer dem Notar es versteht und ausgerechnet dem ist es völlig egal. Naja. Und dieser Akt, den keiner versteht, ändert das Leben aller Beteiligten - außer dem des Notars - für immer.

Das ist stark! Deswegen muss man da auch würdevoll rangehen. Alle machen sich schick, verstummen in Ehrfurcht - außer dem Notar - und lauschen eine Stunde lang seinem monotonen Gemurmel. Er liest den ganzen Vertrag Wort für Wort. ACHTZEHN SEITEN. Überall gespickt mit Worten wie "Unterwerfen sich der sofortigen Zwangsvollstreckung", "Gefahr des zufälligen Untergangs", "Haften persönlich mit ihrem gesamten Vermögen", "schuldrechtlichen Erklärungen zur Eintragung von Grundpfandrechten", "sind verpflichtet bei Androhung von..."

Totale Überforderung. Wirklich! Bei so weitreichenden Konsequenzen auf allen Kanälen gibt es eigentlich nur zwei angemessene Reaktionen: Vor Angst zur Salzsäule erstarren, dann heulen und Zähne klappern, anschließend fliehen. Schnell. ODER den Ernst zurückweisen. Das klingt gut und souverän. Das mache ich so. Als Auftakt habe ich dann auch erstmal meinen Personalausweis vergessen. Nein - vergessen klingt so fahrlässig. Er war einfach nicht in meinem Portemonnaie. Dabei ist er da sonst immer. Ich schwör! 

Und dann kam das Bubenstück. Denn grundsätzlich kann und SOLL man bei der Lesung des Vertrages immer fragen, wenn man was nicht versteht. Der Notar erklärt es einem dann so lange, bis man es verstanden hat. Diese Blöße gibt sich aber keiner, weswegen der Text störungsfrei verlesen wird. Ich bin ehrlich: Ich hätte nach jedem Satz fragen müssen. Habe ich aber nicht, denn ich war ja schon blöd genug, meinen Ausweis zu vergessen. In einer lebensentscheidenden Situation. Da kann ich ja nicht ständig nachlegen und mich als einzig Begriffsstutzige outen. Der Fragedruck erhöht sich trotzdem ständig. Dazu die ernsten Gesichter. Und die Spannung. Dann konnte ich einfach nicht anders. 

Ich MUSSTE eine Frage stellen. Und deshalb habe ich mich für die mit dem höchsten Impact-Faktor entschieden. Eine Rohrbombe in der Kohlegrube. Sie betrifft den Paragrafen über Bau- und Sachmängel. Die Passage der Urkunde lautet: 
"Im Hinblick auf Sachmängel an der Bausubstanz, des Grund und Bodens und etwa mitverkaufter beweglicher Sachen werden alle Ansprüche und Rechte ausgeschlossen. Garantien werden keine abgegeben. Der Käufer hat den Kaufgegenstand besichtigt und kauft ihn im gegenwärtigen, gegebenenfalls altersbedingten Zustand.

Der Verkäufer versichert aber, dass ihm bei der Besichtigung nicht erkennbare Mängel, insbesondere auch schädliche Bodenveränderungen oder Altlasten, Hausschwamm, Trockenfäule oder Hausbockbefall, nicht bekannt sind.

Sofern die Rechte des Käufers vorgenannt eingeschränkt sind, gelten diese Beschränkungen nicht, soweit der Verkäufer den Mangel vorsätzlich zu vertreten oder arglistig verschwiegen hat."
Meine Frage: "Wenn keine Garantien von unserer Seite auf gar nichts gegeben werden , was meint denn dann "nicht erkennbare Mängel" die wir offenbaren müssten? Oder was heißt hier "arglistig"??? Rein hypothetisch natürlich..."

Ich habe die volle Aufmerksamkeit aller. Die Käufer gucken entsetzt zum Makler, der wird ganz nervös und der Notar erklärt in aller Seelenruhe, dass damit schwerwiegende Mängel an der Bausubstanz oder die Kenntnis über eine Weltkriegsbombe unter dem Fundament etc. gemeint sind.

Ich: "Achso. Dann habe ich's jetzt verstanden." Gucke wieder in den Text.

Die Käufer gucken mich an. Und sehen fundamantal verunsichert aus. Hihi.

Ich: "Es ist alles in Ordnung mit dem Haus. EHRLICH!"

Sie haben es gekauft. Wir sind raus.

Juchhu. Und ob es eine Bombe gibt, weiß ich echt nicht. Versprochen...


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