Mittwoch, 21. August 2013

Countdown: Fünf

Salzteigrakete auf Ceranfeld.
Noch fünf Tage, dann ist Takeoff. Ich. Kann. Das. Nicht. Fassen. ECHT NICHT!!! 

Ich komme mir vor wie ein Raumpilot, den man vor einem Jahr - nein: elf Monaten, wir wollen ja nicht übertreiben - in seine Raumkapsel geschnallt hat. Seit dem sitzt er da, denkt darüber nach, wie sich der Start wohl anfühlt, ob ihm schwindelig wird dabei, wodurch die Entscheidung zum Start fällt, ob es Faktoren gibt, die ihn beschleunigen/verzögern, ob er zwischendurch mal aussteigen kann und ob er dann wohl wieder zurückkommt, ob es grundsätzlich eine gute Wahl war, Astronaut zu werden, wenn man dafür solange Zeit auf einem blöden Sessel verbringen muss.Fragen über Fragen über Faregn. Aber er hat ja ZEIT.

Dann  sitzt er ewige Monate da rum, sein Hintern hat inzwischen die Form des Sessels angenommen, er glotzt etwas trüb in den Himmel, der mal blau, mal voller Sterne ist und merkt gar nicht, dass ihm der Start als mögliche Realität völlig entglitten ist. Er kann ihn nur noch theoretisch denken. Also so als Gedankenexperiment. Was wäre, WENN dieses Ding hier tatsächlich abheben würde? Keine Ahnung. Wann sollte es das doch gleich tun? Vergessen. Naja. Was war gleich die Frage? Pfffffffft... Deswegen bleibt er auch vollkommen unbeteiligt sitzen, wenn der echte Countdown beginnt. Sein Puls bleibt irgendwo an der 75 hängen, die Gedanken wandern hier- und dorthin und so am Rande bekommt er mit, dass in seinem Kopf irgendwer total penetrant rückwärts zählt."Was soll das eigentlich?" denkt er vielleicht. "Sind wir in der Sesamstraße hier?" Und sein Verdacht würde sich bestätigen, flöge in diesem Moment Super-Grobi durchs Bild. 

Der Zähler steht jedenfalls auf fünf. Das ist genau die Mitte zwischen Beginn der heißen Phase und ihrem unabwendbaren Ende. Vor der Fünf kommen neun, acht sieben und sechs. Danach nur noch die unglaublich mystischen Zahlen des Ursprungs - vier, drei zwei und eins. Dann geht es los. BOMBASTISCH, oder??? Und genau dazwischen - in der Mitte eben - hängt die Fünf. Oder sie thront und markiert das Bergfest.

Fünf. 

Komische Zahl. Irgendwie voll unterrepräsentiert. Oder? Ich meine - bei den anderen Zahlen denkt man an irgendwas. So zwei: Paar, drei: Trinität, vier: Kleeblatt oder quadrat von zwei, sechs: zwei mal drei und so weiter. Aber FÜNF? Da kommt bei mir erst mal nix. Deswegen erstmal bei Wikipedia gegoogelt. 

Als erstes steht da "Die Fünf ist die natürliche Zahl zwischen vier und sechs. Sie ist ungerade und eine Primzahl." Aha. Da komme ich noch mit. Und dann stehen da noch ganz viele andere ganz schlaue Sachen, wie 
"Pentadaktylie, die Fünfstrahligkeit oder die Fünffingrigkeit, bezeichnet die grundlegende Untergliederung der einzelnen Extremitäten der Wirbeltiere in je fünf distale, also endständige, Fortsätze." 
Boah! Da ist mir aufgegangen, dass die Fünf 'ne echt krasse Nummer ist. Nimmt man nur die Redensarten, hat sie zwar immer was mit Beschiss, Ungemach oder "Wahrheitsbeugung" zu tun: "fünftes Rad am Wagen sein", "Fünfe gerade sein lassen", "X für ein U vormachen" (wie letzteres mit der Fünf zusammengeht: Guckst du Wikipedia) ABER: Die Fünf macht es endlich möglich, Äpfel mit Birnen UND Seesternen zu vergleichen: sie sind alle fünfstrahlig strukturiert. Toll, oder? 

Jetzt kommt aber das mit Abstand Interessanteste an ihr ist ihr sprachlicher Ausnahmestatus: Sie ist neben "Hanf" und "Senf" das einzige Wort in der deutschen Sprache, das auf "nf" endet. Allein diese Erkenntnis war den ganzen vorangehenden Sermon wert.

Und was macht das jetzt mit dem Raumfahrer in der Kapsel? Keine Ahnung. Der wartet weiter auf den Start. Und hält ihn nach wie vor für unwahrscheinlich, weil er ja bis jetzt noch nicht stattgefunden hat.

2 Kommentare:

  1. vielen vielen Dank :-) Endlich weiss ich dass es nur 3 Worte gibt die auf "nf" enden.
    WAHNSINN :-)
    Ehrlich ;-)

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  2. Na - dann hat es sich ja gelohnt. Sollte ich ähnlich weitreichende Erkenntnisse gewinnen, werde ich sie sofort hier weitergeben.

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