Mittwoch, 12. Juni 2013

Ich wär' total gerne Immobilienmakler

Ich wäre so gerne König. Nee, echt jetzt. So mit Schloss und so. Dazu noch total reich sein, schicke Klamotten ohne Ende haben, immer von tausend Leuten bejubelt werden, bei allen coolen Partys ganz oben auf der Gästeliste zu stehen und dafür rein gar nichts tun zu müssen. Im Gegenteil. Noch bei allem voll gepampert zu werden und sich hinter verschlossenen Türen über den hysterischen Anfall des Butlers angesichts eines um Millimeter verschobenen Besteckarrangements zu amüsieren. 

König müsste man sein.
Reich ohne zu arbeiten. 


Wenn das nicht geht, dann mache ich halt Immobilienmakler. Bei denen jubelt zwar keiner, wenn die auftauchen, aber das ist mir auch nicht so wichtig. Ich brauche das ganze Personality-Zeug nicht. Ist doch eh alles nur gestellt. Aber Geld abgreifen, ohne zu arbeiten* finde ich schon gut. Wie der Makler, der jetz unsere Hütte vertickt. Die Provision beträgt 7,14 Prozent des Immobilienwertes. Das sind schlappe 26.418 Euro (wer Dreisatz kann, weiß jetzt, wieviel das Haus kosten soll). Das ist bei TeilzeitarbeiterInnen oder "gerinqualifizierten" Vollzeitkräften mal ein sattes JAHRESGEHALT! Mit einem genormten Arbeitspensum von vier mal vierzig Stunden (= 160 im Monat) und das mal zwölf kommen wir auf 1.920 Arbeitsstunden pro Jahr. Ein Arbeitnehmer mit diesem fetten Jahresgehalt von 26.418 Euro muss also 1.920 Stunden seines Lebens in die Erledigung öder Aufgaben investieren, um diese Summe auf seinem Konto verbuchen zu können. Voll uncool - oder?

Man könnte das auch mal auf den Stundenlohn umrechnen. Sagen wir diesmal, die 26.418 Euro seien zwölf Monatsgehälter - so'n Luxus wie 13. Monatsgehalt oder Urlaubsgeld ist ja eh Sozi-Mist und Schnee von gestern - dann kommt besagte(r) Arbeitnehmer(in) auf einen stündlichen Brutooarbeitslohn von 13,76 Euro. Ich bin mir nicht GANZ sicher, aber ich glaube, dafür würde ein Makler noch nichtmal seine Firmierung vollständig in die Muschel sprechen, wenn ihn jemand anruft. 

Kann sein, dass ich jetzt polemisch werde, aber mal im Ernst: 

Was machen die eigentlich für das Geld? SICHER nicht 1.920 Stunden an der Vermarktung meiner Immobilie arbeiten. Ebensowenig für den Käufer möglichst gute Konditionen herausschinden und mir damit den letzten Nerv rauben. Die machen so wenig wie möglich, denn anders geht das gar nicht. Sie stehen ja in einem grundsätzlichen Interessenkonflikt: Der VERKÄUFER beauftragt den Makler, fordert selbst für die letzte Hundehütte fürstliche Preise, zahlt aber nichts. Der KÄUFER zahlt alles. Der MAKLER will das Haus verkaufen und die Provision einstreichen und das möglichst schnell. Was kann er also tun? Nach Möglichkeit nichts, denn übertriebenes Engagement auf der einen verärgert die andere Seite. Er braucht also eine Interessenten-Kartei, passende Objekte und Exposés. Und dann geht's auch schon los. Die Fotos unseres Domizils sind in 30 Minuten entstanden, nachdem ich das Haus gefühlte 300 Stunden ALLEINE kernsaniert habe. Das Exposé kam dann gestern, eine Woche (!) später. Und darin fand ich Sätze wie diesen:

"TraumhafteLageaberleidernixlos liegt nicht nur hoch im Norden von Berlin, sondern auch hoch im Kurs der Kaufinteressenten."

Lieber Makler, indem man sinnentleerten Bullshit fett setzt, wird er auch nicht besser.

Und weiter:


"Nicht nur von Wasser, Wald und viel frische Luft umgeben, sondern auch von vielen Sagen, wird in TraumhafteLageaberleidernixlos die Sehnsucht nach Lebensqualität gestillt."

Ich weiß ja nicht wie es euch so geht, aber meine Lebensqualität ist schon groß und kann selber essen. Muss nicht mehr gestillt werden.

Aber es kommt noch besser:

"So rankt sich um das alte Dorf TraumhafteLageaberleidernixlos die Sage von einem verwunschenen Schloss, das einst im See versank. Hier finden Sie reizvolle Wassergrundstücke genauso wie Einfamilienhäuser, die inmitten von viel Grün Oasen der Entspannung sind."

Ich weiß nicht, ob versunkene Schlösser und Wassergrundstücke derzeit so die heißen Verkaufsargumente sind. Aber ich habe ja keine Ahnung.


Das Exposé jedenfalls habe ich auch selber gemacht. Gott sei Dank, steht das Haus schon. Da müsste ich sonst auch noch ran. Aber die Provision hätten die sich dann ECHT VERDIENT.

*Jajaja. Ich weiß. In echt sind die ganz furchtbar fleißig, arm und schuften SOGAR am Wochenende. Und NACHTS. Der Cayenne ist dann immer nur für's Finanzamt, um die mageren Gewinne vollständig zu vernichten. 

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