Donnerstag, 6. Juni 2013

Schulwechsel? Pillepalle!

Ausgangslage: Familie Zumbrechenflexibel hat zwei Kinder. Kind Nr. 1, weiblich, ist Jahrgang 2007 und damit schulpflichtig. Kind Nr.2, männlich, ist drei und in diesem Zusammenhang zu vernachlässigen. 

Heute geht es um Kind Nr. 1. Das ist schon seit Oktober 2012 in Grundschule A angemeldet. Hortplatz bis 18 Uhr sicher. Schulärztliche Untersuchung mit Bravour gemeistert. Erster Schultag: 12. August 2013. Alles schick.

Jetzt ziehen wir aber um. Nach NRW. Dort ist der erste Schultag am 4. September. Damit Kind Nr. 1 vom ersten Tag in seiner neuen Bezugsgruppe korrekt integriert ist, wollen wir unser Lager allerspätetens Ende August aufgeschlagen haben. Neben der ganzen Karawanenlogistik ist dafür vor allem der bürokratische Akt des Schulwechsels fällig. Das setzt neben der bisherigen Schule A eine neue Schule B voraus. Da eine qualifizierte Auswahl von fern schlicht nicht möglich ist, wird also im Sinne einer möglichst geschmeidigen Alltagspraxis entschieden. Schulamt anrufen und nach der nächsten Grundschule an der neuen Adresse fragen. Dort im Sekretariat anrufen und fragen, was zu tun ist. Vorher Zettel und Stift bereitlegen, um die 100.000 Unterlagen, Dokumente und beteiligten Kontaktpersonen in der richtigen Reihenfolge zu notieren. Schweißperlen abwischen und Nummer wählen.

"Sekretariat Schule B, Frau Offen, guten Morgen?!" 
"Guten Morgen. Mein Name ist Frau Zumbrechenflexibel. Wir ziehen im August aus Berlin in Ihre Stadt und haben eine neuerdings schulpflichtige Tochter. Die würden wir gerne bei Ihnen verbindlich anmelden, weil Sie die nächste Schule von unserer neuen Wohnstatt sind." 
"Aha." 
"Ähm, ja. Was müssen wir tun, um das möglichst schnell festzumachen?" 
"Naja. Erst müsste sie hier zum Schularzt, um die grundsätzliche Schulreife festzustellen." 
"Das hat alles schon in Berlin stattgefunden. Sie war beim Amtsarzt, der war völlig begeistert und sie ist verbindlich bei Schule A angemeldet. Der erste Schultag ist am 12. August."
"Ach so. Na dann brauchen wir nur die Bestätigung des Arztes, dass sie schulreif ist und eine Geburtsurkunde. Wann sind Sie denn das nächste Mal in der Gegend? Dann können wir kurz die Formalitäten erledigen." 
"Nun ja. Wir wohnen in Berlin. Die Kinder und ich kommen eher so eher gar nicht in die Gegend. Aber mein Mann wohnt unter der Woche in der benachbarten Großstadt." 
"Na prima. Dann sagen Sie ihm doch, er soll mal einen Termin hier machen und dann erledigen wir das." 
"OK. War das schon alles?" 
"Ähm - ja?!"
"Toll. Das ist ja ganz einfach: Geburtsurkunde kopieren und Bestätigung des Amtsarztes besorgen. Dann anmelden. Mehr nicht?"
"Nein."
"Toll. Dann bis nächste Woche."
"Ja. Schönes Wochenende."


Zettel und Stift verschwinden in der Schublade...

Kennt ihr das Gefühl, wenn irgendwas viel einfacher ist, als gedacht? Also etwas im bürokratischen Bereich? Nein? Ich auch nicht. Aber ich lasse mich auch ganz gerne überraschen. Und in diesem Fall habe ich irgendwie tatsächlich an die einfache Lösung geglaubt. Wie bescheuert muss man dafür eigentlich sein?? Ich weiß es auch nicht.

Nächster Anruf:
"Vorzimmer vom Schularzt in Berlin, Frau Vollkommen-Lustlos am Apparat"
"Guten Morgen. Mein Name ist Frau Zumbrechenflexibel. Wir ziehen im August aus Berlin weg und wollen unsere Tochter dort in Schule B anmelden. Dazu brauchen wir die Bestätigung, dass sie schulreif ist."
"Aha."
"Ähm. Ja. Man sagte uns, dass Sie uns die Bestätigung aushändigen, damit wir sie zusammen mit der Geburtsurkunde der neuen Schule schicken können."
"Aha."
"..."
"War sie denn schon bei der schulärztlichen Untersuchung?"
"Ja. Im Mai."
"Aha."
"...?"
"Die Bescheinigung können wir Ihnen nicht schicken."
"Aha."
"Die haben wir Schule A geschickt."
"Aha."
"Wenn Ihre Tochter überhaupt für schulreif befunden wurde."
"Ja. Wurde sie. Woher wissen Sie eigentlich, zu welcher Schule Sie den Wisch schicken müssen? Das habe ich doch gar nicht angegeben?"
Frau Vollkommen-Lustlos findet diese Frage offenbar schwachsinnig und amüsiert sich köstlich.
"Woher wir das wissen? Na Sie sind ja lustig!"
"Ja. Bin ich. Wie bekomme ich denn jetzt die Bescheinigung?"
"Wie war nochmal der Name?"
"Zumbrechenflexibel. Ich buchstabier das mal..."
"Nee - nicht nötig. Rufen Sie einfach bei der Schule an. Ich gebe Ihnen die Nummer."
"Oh. Sehr freundlich. Danke!"

Nächster Anruf:
"Sekretariat Schule A, Frau Vollepeilung." 
"Guten Morgen. Mein Name ist Frau Zumbrechenflexibel. Wir ziehen im August aus Berlin weg nach NRW. Unsere neuerdings schulpflichtige Tochter soll dort in Schule B gehen und für die Anmeldung brauchen wir jetzt die Bescheinigung über ihre Schulreife von Ihnen."
"Aha."
"Ja. Wir brauchen die, um unsere Tochter in Schule B anmelden zu können."
"Aha."
"Ja. Können Sie mir die zuschicken?"
"Sie meinen die Wechselkarte!?"
"Nein. Die Bescheinigung des Schularztes, dass unsere Tochter schulreif ist."
"War sie denn schon bei der Untersuchung?"
"Ja."
"Und? Ist sie schulreif?" 

"JA. Deshalb will ich sie haben."
"Haben wir die Bescheinigung denn überhaupt schon hier?"
"Das weiß ich doch nicht!"
"Wie war nochmal der Name?"
"Zumbrechenflexibel. Ich buchstabier das mal..."

"Nee - nicht nötig. Wir geben Ihnen die sowieso nicht raus. Wir schicken die direkt an Schule B."
"Oh - ach so!? Das ist ja praktisch. Ich gebe Ihnen mal die Adresse..."
"Nee - erst brauche ich von Ihnen einen formlosen Dreizeiler, dass Sie Ihre Tochter in Schule B anmelden wollen."
"Gut. Kann ich Ihnen gleich bringen."
"Sind Sie alleinerziehend?"
"Nein. Warum?"
"Dann muss Ihr Mann auch unterschreiben."
"Der ist aber nur am Wochenende da."
"Dann kommen Sie eben nächste Woche."

"OK. Dann bringe ich Ihnen nächste Woche den zweifach unterschriebenen Dreizeiler und dann schicken Sie die Bescheinigung zu Schule B."
"Nee. Dann bekommen Sie eine Wechselkarte von uns."
"Aha."
"Die füllen Sie dann aus und schicken sie an Schule B."
"Und was ist mit der Bescheinigung?"
"Die bekommen die doch von uns!"
 "Aber Sie geben mir doch diese Karte...?!"
"Ja. Genau. Die schicken Sie an Schule B. DIE zeichnenn die dann ab, schicken sie zurück und bestätigen uns so, dass Ihre Tochter bei denen verbindlich angemeldet ist. Dann schicken wir denen die Schülerkarte."
"Ist das die Bescheinigung?"
"JA."
"Aber sie ist da doch noch gar nicht verbindlich angemeldet. Dafür brauche ich doch erst von IHNEN die beschissene Bescheinigung über die schulärztliche Untersuchung!!!"
"Kommen Sie nächste Woche einfach mit dem von Ihnen und Ihrem Mann unterzeichneten Dreizeiler bei uns vorbei. Dann sehen wir weiter."

Alles klar. Ich freue mich schon so auf die nächsten Verwaltungsakte. 

T. O. T. A. L. !

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