Montag, 24. Juni 2013

Voll der Tag!

Boah! Wieso ist es eigentlich ein Naturgesetz, dass die längsten Tage des Jahres auch immer die vollsten sind. Wenn ich daran denke, dass das, was ich heute Morgen gemacht habe, erst heute war, könnte ich meinen, es sei jetzt schon morgen. Das hat angefangen mit einem kreischenden Kind Nr.2, das um jeden Preis verhindern wollte, dass ich ein Geburtstagslied singe. Wer jetzt Übles über meine Stimme denkt, irrt. HA! Pure Willkür. Dann: Frühstück mit Schokomuffins zu Viert. Dann zwei von vieren in die professionelle Tagesanimation überführen. Dann entspannen zu Hause. Dann Pizza essen und E-Gitarre kaufen bei "Krasse Gitarren". Dann Abschied feiern in der Kita, dann für die Woche Abschied nehmen von Herrn Zumbrechenflexibel, der, Hochwasser sei Dank, zwei Stunden länger pro Strecke ins Rheinland fährt (für die Volkswirte unter euch vielleicht interessant: er sitzt jeden Monat zwischen 80 und 100 Stunden in öffentlichen Verkehrsmitteln und lässt sich vom BSE des Bahnpersonals via Lautsprecher volllabern). Dann müde Brut ins Nest schaffen, dort füttern, pflegen und mit Geschichten versorgt zur Ruhe betten. Dann selber essen. Das ist neben Alltagsleben, Hausverkaufen, Umzugvorbereiten, Geburtstage und Abschiede feiern bis der Arzt kommt so viel, dass ich ohne meinen virtuellen Kalender gar nicht mehr weiß, wann ich eigentlich gerade bin. 

Da können harmlose Fragen existenzielle Krisen auslösen.

Heute fragt mich eine Freundin ganz harmlos: "Es bleibt doch bei morgen, oder?" Mein Blick gefriert in der Nähe ihrer Nasenwurzel, nur ein paar fliegende Haare verraten irre Spannung. Ich weiss, DASS wir verabredet sind. Aber morgen ist doch mein freier Tag und die Kinder werden von unserer lieben Kinderfrau übernommen. Und ich verabrede mich dann prinzipiell nicht. Was ist denn da bloss wieder los? Ist morgen etwa heute? Sitzt die Kinderfrau zu Hause vor verschlossener Tür und wartet auf die abwesenden Kinder? Oder habe ich die Verabredung auf meinen freien Tag gelegt und muss jetzt absagen, zum zweiten Mal in Folge, weil ich es einfach IMMER verpeile? Ich starre sie immer noch an. "Langsam wird es albern", denke ich, "du musst jetzt etwas von Substanz zu dem Thema sagen." Da fällt es mir ein: "MORGEN?" Jetzt ist es an ihr zu erstarren. "HA", denke ich. Sie: "Ach - morgen ist doch erst Dienstag. Hahaha. Übermorgen!" Ich total cool: "Ja. Genau. Bleibt bei Mittwoch. Haha. Soll ja schlechtes Wetter geben... Müssen wir drin bleiben." 

Es wird Zeit, dass das Gependel aufhört. Da kommt man nicht zur Ruhe und vergisst die simpelsten Sachen. Denn heute habe ich auch - rein vorsorglich, versteht sich - bei den Schulen für Kind Nr.1 angerufen, um den Stand des wilden Karten-durch-die-Republik-schickens zur Anmeldung abzufragen. Wir erinnern uns: Ich hatte zunächst bei der neuen Schule B angerufen und mit Frau Offen telefoniert. Frau Offen von Schule B sagte, eine Anmeldung sei gar kein Problem, ich müsse nur mit einer Geburtsurkunde von Kind Nr.1 und der für Schule A ausgestellten schulärztlichen Bescheinigung vorbei kommen, um eben besagtes Kind Nr.1 bei ihnen anzumelden. Schulärztlicher Dienst winkte sofort ab und verwies mich an Schule A, die mittlerweile im Besitz der Bescheinigung und allein berechtigt sei, die erforderliche Auskunft an Schule B zu geben. Schule A sagte nun aber, dass sie die Auskunft nicht geben könne, bevor Schule B nicht bescheinigt habe, dass Kind Nr.1 bei ihnen angemeldet sei. Also habe ich die Karte von Schule A zu Schule B geschickt mit der Bitte, sie schnellstmöglich unterschrieben und abgestempelt wieder an Schule A zu senden, damit die wiederum die für die Anmeldung erforderlichen Unterlagen an Schule B schicken können. Was ich hören musste, war zutiefst irritierend, wenn nicht gar erschütternd. Überschaubarer Kern obiger Ansage war: Wir melden an, wenn Urkunde und Bescheinigung vorliegen. 

Das war aber ein MISSVERSTÄNDNIS.

Das Telefonat:

"Sekretariat Schule B, Frau Offen, guten Morgen?!" 
"Guten Morgen, Frau Offen. Mein Name ist Frau Zumbrechenflexibel. Wir hatten vor zwei Wochen telefoniert. Wir ziehen im August aus Berlin in Ihre Stadt und wollen unser Kind bei Ihnen anmelden. Sie erinnern sich?" 
"Ja."
"Ähm. Ich wollte also fragen, ob Sie die Karte von Schule A erhalten haben?"
"Ja. Die liegt hier."
"Aha. Sie liegt also noch bei Ihnen?"
"Ja."
"...?"
"Absichtlich."
"Aha."
"Ja. Ihr Mann war ja noch gar nicht hier, um Ihr Kind bei uns anzumelden. Ich kann denen doch nichts bescheinigen, bevor Sie Kind Nr.1 hier nicht angemeldet haben!"

"...?"
"...!!!"
"Aber Sie haben doch gesagt, dass Sie erst die Bescheinigungen von Schule A brauchen, um es bei sich anmelden zu können?" 
"Nää. Ich brauche nur die Geburtsurkunde und Ihren Mann."
"ÄCHT? Nee. Den brauche ich selber. Aber bei der Urkunde bin ich verhandlungsbereit... Haha. War nur Spaß. Sie brauchen also nur die Urkunde?"
Blick zu Herrn Zumbrechenfelxibel, der in der Zwischenzeit seinen Kalender geprüft hat, um festzustellen, dass in dieser Woche keine Chance mehr besteht, die Urkunde vorbeizubringen.
"Ähm - sieht schlecht aus diese Woche."
"Per E-Mail kriege ich das nicht zu Ihnen rüber. Haben Sie Fax?"
"Äh - nein. Leider nicht..."
"Einen Briefkasten haben Sie aber schon?"
"Ja."
"Dann schicke ich Ihnen alles per Post und wir sehen uns in zwei Wochen wie vereinbart in Schule B zur Vorstellung mit den ganzen Sachen."
"Ja. Gut. (verschwörerisch) Können Sie Schule A bitte unseren Plan noch mitteilen? Nur für den Fall. Denn die machen ab Freitag Ferien. Sonst habe ich am 12. August hier Polizei und Jugendamt auf der Matte, die mich einbuchten wollen, weil ich mein Kind der Schulpflicht entziehe... Haha! Wie das immer so ist, nicht?"
"Ja. 'ne E-Mail-Adresse von denen haben Sie nicht zufällig."
"Nein. Nicht im Kopf. Sie stand aber in dem Anschreiben, das..."
"Ah ja. Da isse. Bis in zwei Wochen dann, ne?"


Ja. Gut. Bis in zwei Wochen dann. Dann hätten wir das also auch geklärt.

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