Mittwoch, 19. Juni 2013

Pendeln ist doof

Ich habe heute mal nach den Folgen der "beruflichen Mobilität" geschaut - das meint Menschen, die jobbedingt einen Zweitwohnsitz unterhalten und dabei einen Spagat zwischen zwei Städten und Lebenswirklichkeiten hinlegen. Familie und Freunde in Stadt A, Job in Stadt B. Aktuell leben etwa zwölf Prozent aller Paare in unfreiwilliger Trennung. Diese Lebensweise trifft vorwiegend gut ausgebildete Menschen, die hohe Ansprüche an ihre Arbeit stellen. So weit, so lala. Denn aus eigener Anschauung wissen wir: Das kostet Zeit, Geld und Nerven. Bin mal gespannt, was die Wissenschaft dazu sagt.

Die zentrale wissenschaftliche Erkenntnis ist bahnbrechend:

"Pendler sind in chronischer Zeitnot."

Die Ursache für diese Zeitnot ist mindestens ebenso verblüffend:
"Wer jede Woche zehn Stunden im Zug sitzt, hat weniger Zeit für Fortbildung, Freizeit oder Freunde."

Hätte ich jetzt nicht gedacht. Da muss ich unbedingt mal Herrn Zumbrechenflexibel zu interviewen, sobald er Donnerstagnacht nach siebenstündiger Zugfahrt hier aufschlägt. Hahaha. Die sind ja witzig. Keine Zeit?! So Fahrten in überfüllten Zügen sind doch Erholung pur. Und so'ne Überraschungsübernachtung auf freier Strecke wegen Elbfluten soll auch schon echte Freundschaften begründet haben. Dazu Wohnverhältnisse in Stadt B, die äußerlich wie die Rückkehr in lustige Studententage aussehen, sich aber unzeitgemäß und unkomfortabel anfühlen: die Nachbarn in der "belebten Innenstadtlage" lassen einen auch nachts an ihren Gedanken zu Partnerschaftsfragen teilhaben und die Mülleute geben sich regelmäßig um fünf Uhr früh ein lautstarkes Stelldichein.

Deswegen kann ich das Menetekel über die "soziale Desintegration" der Supermobilen gar nicht nachvollziehen. OK. Wir engagieren uns weder in Vereinen, in politischen Parteien oder für Freunde - wer braucht denn DIE überhaupt?? Außerdem ruft hier eh niemand mehr an. Und das ist auch gut so. 

Wenigstens eine Erkenntnis ist von Wert:
"Mobilität erzeugt immer Stress"
- Berufspendler werden schneller krank.


*Hust*

Betrifft mich nicht. Herr Zumbrechenflexibel ist ja immer weg, wenn er krank ist.

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